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Verena Appenzeller,
Wenn Götter grollen

- die letzten Tage von Santorin

Books on Demand, 2003 [@bod, @amazon]

Anmerkung: Die Besprechung bezieht sich auf die alte Ausgabe des Buchs beim inzwischen verblichenen Scheffler-Verlag. Inzwischen hat sich einiges geändert.

Der Held des 220 Seiten kurzen Romans ist Kamaros, der in der Bronzezeit auf Santorin/Thera aufwächst, nach seiner Initiation am sechzehnten Geburtstag auf einer Reise nach Kreta einen jungen Maler zum Freund gewinnt, welcher mit ihm nach Thera fährt und dort etliche der berühmten Fresken malt. Nach heftigen Erdbeben wird Thera evakuiert, Kamaros bleibt als Einziger auf der Insel zurück, erlebt den Ausbruch des Vulkans aus nächster Nähe und wird schließlich gerettet.

Verena Appenzeller macht die Menschen ihres Romans dadurch greifbar, dass sie sie agieren lässt wie in einem schweizer Bergdorf des frühen zwanzigsten Jahrhunderts und sich um Anachronismen überhaupt nicht kümmert. Goldmünzen beispielsweise, die mehr als tausend Jahre nach dem Ausbruch des Thera-Vulkans von König Krösus von Milet erfunden wurden, werden vom Helden benutzt, um auf dem Markt Melonenstücke zu kaufen. Akrotiri ist im Roman nicht, wie der archäologische Befund nahelegt, eine für damalige Verhältnisse große und reiche Weltstadt, sondern ein wohlhabendes Bergbauerndorf.

Der Sprachstil hat mich erst sehr irritiert. Ich gebe ein Textbeispiel: Kamaros und seine jüngere Schwester Minea sind auf dem Weg zum Gipfel: "Draussen vor der Stadt begann Kamaros mächtig auszuziehen. Minea, zwar recht zäh, musste ihre letzten Kräfte aufbieten, um ihrem Bruder zu folgen und sich so würdig zu erweisen, wie es eben anging."

Leider hat das Buch keine Klappentexte und man erfährt nichts über die Autorin. Offenbar lebt sie in der Schweiz und ist der deutschen Hochsprache nur eingeschränkt mächtig. Ich stelle mir vor, dass der Text erheblich an Charme gewinnen würde, wenn Verena Appenzeller ihn vorlesen würde.

Bewertung: Ein kleiner, gut angelegter Roman, der nicht versucht, bis in Einzelheiten historisch korrekt zu sein, und der ein besseres Lektorat durch den Verlag verdient hätte.

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