Dieser Roman erzählt von einem Mädchen namens Ismene, das als Prinzessin und Schwester eines der beiden Könige von Mykene aufwächst. Nach Jahren der Abwesenheit kommen die Männer zurück aus dem Krieg gegen die Hyksos in Ägypten und jetzt lernt Ismene die Härte der patriarchalischen Unterdrückung kennen. Im Alter von zwölf Jahren wird sie von ihrem Bruder Aias nach Kreta geschickt, als Garantie und Gegenleistung für Phaidra, eine kretische Prinzessin, die Aias heiraten und nach Mykenai holen will. In Kreta lernt sie die positive weiblich dominierte freie Gegenwelt zu ihrer düsteren frauenfeindlichen Heimat kennen.
Die handelnden Personen treten in einer minoische Theaterkulisse auf, in der etliche archäologische Funde durchaus erkennbar eingebettet sind. Der Palast von Knossos, die mykenischen Schachtgräber, Rythons, Amphoren, alles findet sich, und gleichzeitig wirkt es flach wie die papiererne Silhouette Potemkinscher Dörfer.
Das alles wäre noch erträglich, wenn die auftretenden Figuren mehr Dynamik hätten. Aber auch diese sind sehr flach und eindimensional, und es gibt in dem ganzen Buch überhaupt keine Überraschungen. Die wenigen Bösen sind nur böse, und alle anderen sind nur gut.
So gibt es eine Liebesgeschichte zwischen Ismene und einem kretischen Jungen namens Glaukos, die deshalb so langweilig ist, weil der Junge immer nur nett ist, und das Mädchen nichts als verstummen und zu Boden blicken kann. Solche Geschichte kommen in der Wirklichkeit sicher vor, aber wenigstens in der Phantasie tut sich dann etwas, und davon berichtet der Roman nicht. Eine der wenigen spannenden Passagen beschreibt, wie Ismene an einem Staffellauf teilnimmt, auf dem sie eine Fackel trägt und diese trotz Unwetter und Sturzregen vor dem Verlöschen bewahrt.
Apropos Glaukos: Gabriele Beyerlein hat die Namen aus der Theseus-Sage durchgeschüttelt und wie zufällig auf ihre Akteure verteilt. Der Glaukos der Sage ertrank in einem Vorratsgefäß aus Honig und wurde durch eine Schlange wieder zum Leben erweckt. Da war wenigstens noch was los. Beyerleins Glaukos hat damit gar nichts zu tun.
Bewertung: Das Buch mag für Jugendliche geschrieben sein, und ich kann nicht beurteilen, wie es bei seinem Zielpublikum ankommt. Ich kann nur für mich selbst sprechen. Zumindest habe ich an dem Buch nicht zuviel Zeit verschwendet, denn es lässt sich mühelos an einem etwas längeren Abend zu Ende lesen. Andere Meinungen:(Ein(e) Leser(in) dieser Seite gab folgenden Kommentar ab:) Das Buch hat mich sehr angesprochen und hat sehr gut gefallen, AUCH meiner (jugendlichen, 16-jährigen) Tochter. Sie war sehr begeistert und angetan von dem Wissen über Griechenland und Kreta. Auch das trifft auf mich genauso zu. Wie die noch so junge Ismene in eine andere "Welt" gesteckt wird und wie sie sich darin verständigen und helfen muss ist einfach klasse erzählt und im Kopf bildlich vorstellbar. Für Leute, die es ruhig mögen, keine Action und Gewalt brauchen ist dieses Buch wirklich empfehlenswert. Einfach für gemütliche Abende gut geeignet! ©Hajo v. Kracht, 28. Oktober 2004
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