Erich von Däniken, Im Namen von Zeus

Griechen - Rätsel - Argonauten

Bertelsmann, 1998 [@amazon, Homepage des Autors]

Dies ist das erste Däniken-Buch, das ich gelesen habe: auf seinem Einband tummeln sich die eleganten Delphine aus einem der minoischen Fresken.

Es ist flüssig geschrieben, unterhaltsam und verständlich. Der Autor ist Profi. Immerhin hat er bereits etliche Bücher veröffentlicht, die meines Wissens alle dieselbe These vertreten: Die Erde wurde vor langer Zeit von Außerirdischen besucht, die mysteriöse Spuren von high-tech hinterließen und von den damaligen Menschen als Götter verehrt wurden.

Um diese Spuren zu finden, stöbert er im vorliegenden Text in einigen Ecken der ägäischen, kretischen und griechischen Vorgeschichte herum, wobei die Methode darin besteht, viele weiche Indizien aufzuwerfen - harte Beweise gibt es natürlich nicht - und immer wieder zu rufen: Kann das alles Zufall sein? Dabei hastet er von einem Thema zum nächsten, hält sich nirgendwo lange auf, und erweckt bei mir den Eindruck einer gewissen Beliebigkeit.

Ein Beispiel: Der sogenannte Mechanismus von Antikythera. Ein in der Tat verblüffendes komplexes Objekt aus etlichen bronzenen Zahnrädern, untergegangen in einem Schiff um ca. 80 v.Chr. Dieses Objekt wirft eine Menge Fragen auf, denn es passt so gar nicht in die Vorstellung, die uns der Geschichtsunterricht von jener Zeit vermittelt. Auch ist es ganz unvorstellbar, dass ein solches Objekt ein Unikat ist: wenn jemand ein solches Objekt konstruiert hat, dann muss man daraus schließen, dass es viel mehr solcher Maschinen gegeben hat. Und doch ist kein zweiter Apparat aus jener Zeit (oder auch aus den tausend Jahren, die folgten) bekannt, der auch nur entfernte Ähnlichkeit mit ihm hatte.

Was beweist das nun? Ja, unsere Kenntnis - nicht nur der Vorgeschichte, sondern sogar der Geschichte des klassischen Rom - ist absolut lückenhaft, und unsere Vorstellung von jener Zeit ist wahrscheinlich sehr einseitig nach unseren Bedürfnissen konstruiert. Ja - der Wissenschaftsbetrieb tut sich schwer, mit solchen Einzelstücken umzugehen und ignoriert sie lieber, weil man sonst zugeben müsste, wie wenig man weiß. Aber Außerirdische? 80 v.Chr.?

Dabei bin ich mir beim Lesen nicht einmal sicher, dass der Autor sich und seine These 100% ernst nimmt. Immer wieder kokketiert er damit, dass ihm ja eh niemand glaubt, und ein klein wenig habe ich den Verdacht, dass es sich hier eine Masche handelt.

Bewertung: Der Text hält nicht, was die Delphine auf dem Einband versprechen: die Minoer spielen praktisch keine Rolle; nur der Mythos vom bronzenen Riesen Thalos, der Kreta dreimal täglich umrundet und sich annähernde Schiffe mit Steinen und Feuer bewirft, ist für Däniken unwiderstehlich: ein echter minoischer Roboter. Weiter trägt der Text zur Erhellung des minoischen Kreta nichts bei.

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