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Werner Ekschmitt,
Das Gedächtnis der Völker

Safari-Verlag 1964 [diverse Neuausgaben, z.B. Heyne 1980] [@amazon, @abebooks]

Als mir eines meiner alten Jugendbücher aus dem Jahr 1964 vor kurzem wieder in die Hände fiel, konnte ich mich an den Inhalt gar nicht mehr erinnern. Aber als ich dann anfing zu lesen, wurde es von Seite zu Seite interessanter, und ich legte es nicht weg, bis ich die 420 Seiten hinter mich gebracht hatte. Ich dachte noch: eigentlich schade, dass es nichts nützt, so einen alten Schmöker zu besprechen. Dann aber stellte ich fest, dass man spätere Ausgaben auch heute noch leicht antiquarisch erhalten kann.

Werner Ekschmitts Buch über "Hieroglyphen, Schrift und Schriftfunde auf Tontafeln, Papyri und Pergamenten" ist sehr leicht und locker im Erzählstil geschrieben, dabei aber überraschend inhaltsreich und wohlinformiert.

Sicher ist das Buch betont populärwissenschaftlich auch in dem Sinn, dass der Autor fast immer so tut, als wisse er alles ganz genau, und an einigen Stellen schmückt er seine Erzählung mit eigener Phantasie aus. Andererseits finden sich Details, die ich Ekschmitt glaube, und die ich anderswo bislang nirgends so gefunden habe. Ein Beispiel:

Nach längeren Kapiteln über die Tontafeln der Babylonier, Assyrer, Ägypter, sowie kürzeren über die Hethiter und Ugarit kommt er auf Kreta und Mykene zu sprechen. Er erzählt von Schliemann und dann von Arthur Evans, dem Ausgräber von Knossos, dem er vorwirft, "eine Art akademische Diktatur" ausgeübt zu haben. Dann führt er eine Reihe von Fällen auf, wo Evans' Ausgrabungsberichte unzuverlässig sind, und von diesem im Lauf der Zeit "nachgebessert" wurden. Er belegt mehrere solcher Fälle und schließt: "So etwas geht natürlich nicht an, ist jedenfalls nicht mehr wissenschaftlich".

Insgesamt nehmen Kreta und seine Schriften einen relativ kleinen Raum in Ekschmitts Buch ein, was damit zu tun hat, dass der Autor sich völlig auf die Schriftzeugnisse konzentriert, und da kann Kreta mit seinen buchhalterischen Verzeichnissen auf Lehmklumpen zugegebenermassen mit der Bibliothek von Alexandria, den Schriftrollen aus Qumran am Toten Meer oder den Gnostikern von Nag-Hamadi nicht mithalten, von denen der Autor farbig und ausführlich erzählt.

Bewertung: Leicht angestaubter Schreib- und Erzählstil. Trotzdem eine vergnügliche leichte Lektüre, bei der man viel lernt. Nach vierzig Jahren mit Gewinn wieder zu lesen.

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