Troy

a Wolfgang Petersen film

mit Brad Pitt (Achilles), Orlando Bloom (Paris), Eric Bana (Hektor), Diane Kruger (Helena), Peter O'Toole (Priamos), Brian Cox (Agamemnon)
Warner Bros., 2004 [Troy Movie Website]

Homers Ilias ist eine bunt fabulierte Geschichte über das Schicksal von Helden (und Heldinnen) unter dem Würgegriff der Götter. Es war immer umstritten, ob der Stoff - wenngleich in epischer Verfremdung - von tatsächlichen Ereignissen aus Homers Vorzeit berichtet. Seit Schliemann glauben viele daran (z.B. Luce). Trotzdem wird niemand Homers Gesang für einen realistischen Tatsachenbericht halten.

Dem Film sei also gerne verziehen, dass er nicht den "wirklichen" Krieg um Troja (vermutlich ca. 1200 v.Chr.) wiedergibt, sondern das Heldenepos Homers.

Auch dass er die Geschichte Homers hollywood-gerecht vereinfacht und zurechtbiegt ist für mich ok. Wer Homer wirklich kennenlernen will, muss ihn halt lesen. Aber so ist das eben in Hollywood: der fiese Agamemnon muss dran glauben, weil die Gerechtigkeit siegen muss. (Leider entfällt damit die Grundlage für die ganze Orestie mit Klytemnestra und Medea und all diesen interessanten Charakteren.) Paris und Helena überleben, weil sie so adrett und hübsch sind. Brad Pitt zeigt zwar Achilles' Bizeps, aber nicht seinen Wahnsinn. Priamos' Frau Hekabe kommt nicht vor, die Amazonenkönigin Penthesilea fehlt, und am meisten habe ich Kassandra vermisst: Was ist das trojanische Pferd ohne sie?

Aber der größte Mangel an dem Film ist, dass er das Thema Homers, so wie oben beschrieben, überhaupt nicht aufgreift: Der Würgegriff der Götter fehlt. Und damit auch der Treibstoff für die Handlung. Weshalb der Film etwas orientierungslos dahindümpelt.

Ein Beispiel: sollen die Troer nach dem scheinbaren Abzug der Griechen das hölzerne Pferd in ihre Stadtmauern holen? Bei Homer ist das eine dramatische Geschichte: Kassandra, von den Göttern gesegnet mit ihrer Sehergabe, weiß um das Verhängnis. Aber verflucht damit, dass ihr niemand ihre Prophezeiung glauben wird, kann sie den Untergang nicht aufhalten. Im Film reduziert sich das dahin, dass Blum-Paris meint, es sei besser, das Pferd ausserhalb der Stadt zu verbrennen, und andere meinen halt was anderes. Kein Drama sondern Beliebigkeit der Meinung.

Bewertung: Eher langweilig. Schade, dass man, wenn man sich für die ägäische Bronzezeit interessiert, einfach nicht darumherum kommt, den Film anzuschauen.

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