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Brigitte Riebe, Palast der Blauen Delphine

Ein Roman aus dem alten Kreta

Piper, 1994 [@Piper, @amazon]

Der Roman ist eine Nacherzähung der Theseus-Sage, einschliesslich Ariadne-Faden, Minotaurus, Daedalos und Ikaros. Held ist der Lilienprinz, der von einem der berühmtesten minoischen Fresken aus dem Palast von Knossos inspiriert wurde. (Mehr zu diesem Bild und seiner Echtheit in der Besprechung zu Preziosi/Hitchcock.)

Thematisiert werden die Ablösung des matriarchalischen durch das patriarchalische Prinzip, der Bronezeit durch die Eisenzeit, der Kreter durch die Griechen, sowie der Ausbruch des Thera/Santorin-Vulkans als Katalysator für den Untergang der minoischen Welt.

Drei Stränge fliessen in dem Buch zusammen:

Mir gefällt das Buch gut im Detail: im Stil, der Lebendigkeit bei der Beschreibung von konkreten Details, der Art, wie die Orte, die Personen und ihre Konflikte herausgearbeitet werden.

Den grossen erzählerischen Bogen hingegen halte ich nicht für überzeugend. Das Kreta, von dem die Theseus-Sage erzählt, ist eben nicht das Kreta, das sich in den minoischen Spuren wiederfindet.

Es ist natürlich die Frage, wie präzise ein Roman historische Details wiedergeben muss. Dadurch, dass Brigitte Riebe zwei Stränge in dem Buch zusammenbringt, die ganz verschiedene Geschichten erzählen, entstehen logische Brüche, die es mir schwer gemacht haben, den Roman ganz zu geniessen. Vielleicht bin ich nur zu pedantisch.

Bewertung: Ein gut geschriebener und lesenswerter Roman, der sehr lebendig ein Kreta vor dem geistigen Auge entstehen lässt, dass es so nie gegeben hat. Gute Urlaubslektüre.

Andere Meinungen:
11.08.09 (Eine Leserin dieser Seite gab folgenden Kommentar ab:) Dass die Griechen zur Zeit Theseus "strikt" patriarchal ausgerichtet gewesen seien stimmt so nicht. Sie hatten aber die Dominanzverhätlnisse und die Interpretationsherrschaft berets patriarchalisch dominiert. Brigitte Riebe hat eine Entschleierung der mythischen Propaganda aus ihrer Sicht vorgenommen, die teilweise auch belegbar ist. Sehr lesenswert ist dazu immer noch Joseph Campbell, Die Masken Gottes, Bd. westliche Mythologie. Sprachlich finde ich den Roman in den erotischen Szenen reichlich albern!

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