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Reinhard Schmoeckel, Die Indoeuropäer

Aufbruch aus der Vorgeschichte

Bastei Lübbe, 1999 [@amazon]

Warum befindet sich ein Buch über die Indoeuropäer in dieser "minoischen Kreta-Bibliothek"? Die Minoer (vor der Übernahme Kretas durch die Mykener) waren vermutlich keine Indoeuropäer. Wohl aber etliche ihrer Nachbarn, einschliesslich derer, welche später die Minoer beerbten.

Unsere Wahrnehmung jener Zeit besteht, wie Schmoeckel zutreffend beschreibt, aus riesigen schwarzen Ozeanen des Nichtwissens, aus denen üblicherweise nur ein paar hell beleuchtete Inseln herausragen: Ägypten, Griechenland...

In Wirklichkeit war die Welt damals bereits vollkommen vergeben und überall so dicht besiedelt, wie es die Produktionsverhältnisse eben zuließen. In mehreren Phasen hatten sich Kurgan-Stämme von ihren Ausgangssitzen zwischen Don und Dnjepr in die Ukraine, in den Balkan, zu Donau und Elbe, in den Kaukasus, an den Rhein, nach Skandinavien, Nordrussland, in den Iran und nach Anatolien ausgebreitet und waren dort überall in bereits besiedelte Gebiete vorgedrungen, wobei sie sich mit den dort Ansässigen in verschiedenster Weise auseinandersetzten und vermischten.

Die Unruhe, die sie dabei erzeugten, führte zu Entstehen und Vergehen von Reichen und Kulturen wie den indogermanischen Hethitern und Luwiern in Kleinasien, den Ariern in Indien und Persien, den Joniern und Achäern in Griechenland, die später Kreta "übernahmen", sowie für uns namenlosen aber ebenfalls entwickelten Kulturen in Mittel- und Nordeuropa, beeinflusste aber auch das Schicksal nicht-indoeuropäischer Völker wie der Sumerer, Amoriter, Churriter, Akkader. Auch der Seevölkersturm, der die Paläste auf Kreta ebenso hinwegfegte wie im übrigen Griechenland, ging auf eine dieser Wanderungswellen zurück, die ihren Ausgangspunkt im heute österreichischen Burgenland hatte.

Von all diesen handelt Schmoeckels 575-seitiges Buch. Es bleibt dabei aber nicht stehen, sondern treibt den Leser immer weiter, und immer länger wird die Liste der Namen vergessener Völker, die seinerzeit gerühmt, geachtet und gefürchtet waren: die Illyrer, Zeker, Sikuler, Danaer, Philister, Phryger, Kimmerier, Skythen, Sarmaten, bis zu den Kuren, Liven und Prußen.

Leider wird auf das alte Kreta nur sehr knapp eingegangen und überraschenderweise ist dies eines der wenigen Bücher, die zustimmend Wunderlich zitieren.

Bewertung: Ein gewaltiger Schmöker, der sich sehr gut und flüssig liest und eine ganze unbekannte Welt öffnet. Habe ich sehr genossen.

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